Das schlimme Wörtchen „immer“
Oft bekomme ich zu hören:
„Immer muss ich daran denken, dass ich im Stich gelassen wurde.“
„Ich habe immer so große Hemmung auf andere zuzugehen.“
„Wir streiten uns immer so sehr.“
Um Dinge oder Problemlagen im Großen und Ganzen zu beschreiben, ist dieses Wort sehr hilfreich. Es gibt uns einen Überblick, bringt Dinge auf den Punkt, bringt uns dem Kern näher. Allerdings gibt es zu diesem Wörtchen eine üble Kehrseite! Wenn ich sage: „ich habe immer so große Hemmungen auf andere zuzugehen“, dann stimmt das einfach nicht. Es gibt einfach Ausnahmen: z.B. Freunde, die Eltern oder bestimmte Situationen bei denen diese Formulierung nicht zutrifft.
Wenn ich solche Sätze aber immer wieder vor mich hin bete, dann verändere ich damit meine Sicht auf meine Welt – es kann sein, dass ich mich deshalb schlechter fühle, unzureichend oder dass ich in die Täter-Opfer-Spirale gerate.
Das Wörtchen „immer“ im Zusammenhang mit einem Problem, macht das Problem schlimmer und größer als es in Wirklichkeit ist.
„Immer“ sagt uns in diesem Fall, dass wir es noch nie ohne Hemmungen geschafft haben, auf andere zuzugehen. Daraus zieht unser Unterbewusstsein den Schluss: „auch in Zukunft wird es nie ohne große Hemmungen abgehen!“ Und wenn ich mit dieser unbewussten inneren Haltung auf andere Menschen zugehe, dann komme ich logischerweise leichter ins Stolpern. Nicht zuletzt lässt sich ein „größeres und schlimmeres“ Problem auch schwerer lösen als ein kleines. Problemlösungen oder positive Veränderungen werden dadurch eingeschränkt oder unmöglich.
Deshalb ist es geschickt, das Wort“ immer“ mit Bedacht zu verwenden. Wenn ich Dinge griffig auf den Punkt bringen will, dann ist es okay. Wenn ich aber einen Zustand, der verändert werden soll damit beschreibe, ist das Wörtchen „immer“ immer ☺ kontraproduktiv.
Übrigens hat „immer“ einen Zwillingsbruder: nämlich das kleine Wörtchen „nie“!
Ich wünsche euch eine frohe Woche